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Macht und Geld

In jeder länger dauernden Beziehung - spätestens wenn aus dem Paar eine Familie wird - stellt sich die Frage nach der Rollenverteilung. Das klassische Rollenmodell des Geld verdienenden Mannes und der Frau als Hausfrau und Mutter gehört zwar zunehmend weniger zur Idealvorstellung beider Geschlechter. Aber sowohl durch unterschiedliche Karriereverläufe als auch - und noch viel mehr - durch die Geburt von Kindern ergibt sich meist eine mehr oder weniger klare Tendenz, wer „den Wohlstand der Familie“ sichert. Dies ist aufgrund diverser Ursachen auch heute noch in der Regel der Mann - und zwar ganz unabhängig von der Ausbildung der Frau.

 

Mit der Verschiebung hin zu einem Hauptverantwortlichen fürs Geldverdienen ergibt sich in der Regel eine neue Machtverteilung in der Beziehung. Größere Ausgaben und andere Finanzentscheidungen werden vielleicht noch gemeinsam besprochen, aber häufig stellt sich beim „Familienversorger“ eine - manchmal unausgesprochene - Überzeugung ein, das letzte Wort zu haben. Fügt sich der Andere in diese Rollen-verteilung, sucht er sich meist ein anderes Feld, um die Machtbalance wiederherzustellen. Dies kann eine ausgeprägte, manchmal den Anderen ausschließende Verbundenheit zum Kind oder anderen nahestehenden Familienmitgliedern sein. Nicht selten wird aber auch Sex zu einem Machtinstrument.

 

Unabhängig welche Felder gesucht werden, um wieder eine Art Gleichgewicht zu erreichen, es ist wichtig zu verstehen, dass fast jede Beziehung in puncto Macht nach „gleicher Augenhöhe“ strebt. Materieller Wohlstand auf der einen Seite und emotionale Wärme auf der anderen Seite sind dabei die Hauptfelder, auf denen beide Partner nach  Anerkennung, Wertschätzung und Respekt streben. Ist die Machtbalance aus Sicht eines Partners nachhaltig gestört, entwickeln sich in der Regel zahlreiche Nebenkriegs-schauplätze, die mehr und mehr zum konflikthaften Alltagsritual werden können. Diesen Knoten wieder zu entwirren, gelingt dann oft einfacher und schneller mit externer Hilfe.  

Irgendwann verzweifeln die meisten an den Unterschieden, die sie am Anfang so interessant fanden!

Zunge raus